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Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie

von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk
nach Theodor Fontane

 

Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Spielort: Malersaal

Die Idee tritt auf wie einer dieser typischen Spielplaneinfälle von ziemlich gewollter Originalität: der traurige Tugendtod der Effi Briest wird inszeniert als lustige Radio-Show. Umso größer die Überraschung, dass die Beziehung von musikalischer Blödelei und ernstem Erzählen zur Liebesheirat taugt. Clemens Sienknecht und Barbara Bürk führen im gemütlichen Samtsessel-Ambiente von „Radio Briest“ die entscheidenden Szenen aus Fontanes wilhelminischer Kränkungstragödie mit der lockeren Pseudo-Freiheit der Siebziger als schräges Musical zusammen. 

Und das gelingt, weil beide Epochen sich ständig in ihren Verlegenheiten spiegeln. Der Wunsch, ganz anders sein zu wollen, als der geltende Kodex es vorschreibt, führt in beiden Zeiten zu Unfällen der misslungenen Befreiung. Natürlich ist das Patchwork aus seriös kostümierten Schlüsselszenen und Pointen eines Provinzradios voll peinlicher Pullunder- und Paisleyhemdtypen mit dem Faden der Ironie vernäht. Aber wie daraus ein großes unterhaltendes Fest der traurigen Betrachtung wird, das ist ein echter Hit.


KREATIVTEAM

Regie

Clemens Sienknecht

Barbara Bürk

 

Bühne und Kostüme

Anke Grot

 

Licht

Björn Salzer

 

Dramaturgie

Sybille Meier

BESETZUNG

Yorck Dippe

Ute Hannig

Markus John

Friedrich Paravicini

Clemens Sienknecht

Michael Wittenborn



Foto um Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2016