von William Shakespeare
übersetzt und bearbeitet von Thomas Melle
Renaissance-Theater Berlin
Shakespeares Tragödie von König Lears Untergang und schmerzlicher Selbstfindung in der Übersetzung und Bearbeitung von Thomas Melle spiegelt unsere Zeit mit Witz und scharfem Blick.
Was wie ein Märchen beginnt, endet als Familientragödie mit politscher Tragweite. Der alte König Lear möchte auf dem Höhepunkt seiner Herrschaft die Früchte seines Lebens genießen. Die Amtsgeschäfte und damit Land und Macht sollen zu gleichen Teilen den drei Töchtern anvertraut werden. Die einzige Bedingung an den Nachwuchs ist der Beweis der unbedingten Hingabe an den Vater. Dass dieser Nachweis nur im Wort erfüllt werden muss, macht die ganze Angelegenheit zur Formalität und die Liebeserklärungen werden zu Unterwerfungsgesten. Die Tochter, die sich dieser Willkür des Vaters nicht beugen kann, weil sie die höfische Charade als politisches Diktat durchschaut, wird ins Ausland verbannt.
Was darauf folgt, ist der Zerfall der Familie und des ganzen Landes. Kaum ist die Übergabe der Macht vollzogen fallen die leicht dahergesagten Liebesschwüre der zwei folgsamen Schwestern in sich
zusammen. Die so entfesselte Gewalt führt zu einem rauschhaften Ausbruch, in dessen scheinbar chaotischer Entladung sich die brutale Folgerichtigkeit totalitären Handelns zeigt. Der ohnmächtige
König, überrascht von der Grausamkeit seiner Kinder, wird zum Spielball der politischen und dann der natürlichen Elemente. In diesem Strudel werden die Gefährdungen des Lebens sinnlich greifbar.
In seiner Übersetzung und Bearbeitung überträgt Thomas Melle den mythischen Stoff in unsere Zeit. Shakespeares scharfe und genau Sicht auf das menschliche Dasein und die Gegebenheiten seiner Epoche erweitert sich um eine neue, wache und frische Perspektive.
KREATIVTEAM
Regie
Guntbert Warns
Bühne
Momme Röhrbein
Kostüme
Wicke Naujoks
Musik
Harry Ermer
BESETZUNG
Jacqueline Macaulay
Felix von Manteuffel
Matthias Mosbach
Michael Rotschopf
Martin Schneider
Klaus Christian Schreiber
Catrin Striebeck
Katharina Thalbach
Moritz Carl Winklmayr
Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2021