Komödie von William Shakespeare
in einer Übersetzung von Werner Buhss
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Es herrschen goldene Zeiten in der Republik Venedig. Die Kapital- und Warenströme fließen, die Welt rückt zusammen, die Schuldenberge wachsen, und bis es zu dem fatalen Handel zwischen dem
christlichen Kaufmann Antonio und dem verachteten jüdischen Geldverleiher Shylock kommt, scheinen alle darauf zu vertrauen, dass dies ewig so weitergehen wird.
Ein Pfund Fleisch von Antonios Körper fordert Shylock, falls der Kredit, den er ihm gewährte, nicht rechtzeitig zurückgezahlt werden kann. Der Zahltag bricht an, Antonios Untergang scheint
unvermeidlich, denn Shylock dringt nun unbarmherzig auf die Begleichung der Schuld. Von Gnade will der verspottete und diskriminierte Jude nichts wissen. Sein Insistieren auf die Rechtsgültigkeit
seines Anspruchs wird vor dem christlichen Gericht allerdings mit einem juristischen Kniff aus der Trickkiste des Kasperletheaters beantwortet; der entrechtete Shylock steht einmal mehr als armer
Teufel und Verlierer da.
»Der Kaufmann von Venedig« enthält in den Figuren des selbstlos liebenden Kaufmanns Antonio, des unbarmherzigen Wucherers Shylock, als auch in der Konstruktion des Gerichtsprozesses, in dem
Shylock den Part des kapitalistischen Sündenbocks zu spielen gezwungen wird, alle Zutaten des europäischen Antisemitismus. Zugleich entfaltet Shakespeare facettenreich und beispielhaft das
dialektische Verhältnis einer christlichen Mehrheitsgesellschaft zu einer diskriminierten jüdischen Minderheit.
Wo und wann immer an den Heilsversprechen von Kapitalismus und Globalisierung gezweifelt wird, erwachen offenbar die alten identitären Stammesmuster von der eigenen Anständigkeit und der Barbarei „der ewig Anderen“ zum Leben und fordern die Opferung von Sündenböcken.
KREATIVTEAM
Karin Beier
Bühne
Johannes Schütz
Kostüme
Eva Dessecker
Musik
Jörg Gollasch
Ton
Hans-Peter ›Shorty‹ Gerriets
Lukas Koopmann
Licht
Annette ter Meulen
Dramaturgie
Christian Tschirner
BESETZUNG
Jonas Hien
Jan-Peter Kampwirth
Matti Krause
Carlo Ljubek
Joachim Meyerhoff
Angelika Richter
Maximilian David Scheidt
Gala Othero Winter
Musiker
Dirk Dhonau
Vlatko Kucan
Yuko Suzuki
Foto im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2018