Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis
She She Pop
Koproduktion HAU Hebbel am Ufer, Festival Theaterformen, Münchner Kammerspiele, Schauspiel Stuttgart, Kaserne Basel, Schauspiel Leipzig, Kampnagel Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf, Konfrontacje Teatralne Festival Lublin, ACT Independent Theater Festival Sofia
Theatertreffen 2019
Berliner Festspiele
Spielort: HAU Hebbel am Ufer
Wie stets bei She She Pop, die im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feierten, nistet das Politische im Privaten, im biografischen Material. Diesmal macht das Performance-Kollektiv Geld, Eigentum und Scham zum Thema.
Eigentum verändert das Bewusstsein. Es trennt Freund*innen, es erteilt Macht über andere, es schließt aus. Eigentum ist selbstverständlich. Und man spricht nicht darüber. Wirklich nicht?
She She Pop pfeifen auf Konventionen: Gemeinsam mit dem Chor der lokalen Delegierten und dem Publikum zerren sie das Geheimnis des Eigentums auf die Bühne. Inspiriert von Brechts Lehrstücktheorie zeigen sie einen dialogischen Theaterabend und bilden uneinige Sprechchöre mit Publikumsbeteiligung, die den Umgang mit Besitz und dessen Konsequenzen verhandeln.
Statement der Jury
Über Geld redet man nicht. Das Performance-Kollektiv She She Pop schert sich nicht darum und macht das Privateigentum, Ungleichheit und Scham zum Thema. Das allerorten beschworene „Wir“ konkretisiert sich dabei fast von selbst. Die Zuschauer*innen werden eingeladen, sich zu beteiligen, zuerst als Bürger*innenchor mit vorgeschriebenem Text, was einen ebenso aufschlussreichen wie komischen Dialog nach sich zieht. Später sind sie aufgerufen, sich als Erb*innen auf der Bühne zu outen.
Doch niemand wird vorgeführt, alle sind willkommen. She She Pop formieren das Publikum zum vielstimmigen Chor und vollziehen in ihrem musikalisch austarierten Oratorium die versprochene „Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis“, die Brecht und seine Lehrstückpoetik ebenso huldigt wie auf die Schippe nimmt. Wie immer bei She She Pop nistet das Politische im Privaten, im biografischen Material.
Die revolutionär schönen Kostüme von Lea Søvsø dienen dabei mal als Fahne, mal als Umhang. Als ebenso wendig erweisen sich die Akteur*innen auf der Bühne. Kurz: ein Abend, der die richtigen Fragen stellt und sich vorschnellen Antworten verweigert.
VON UND MIT
Sebastian Bark
Johanna Freiburg
Fanni Halmburger
Lisa Lucassen
Mieke Matzke
Ilia Papatheodorou
Berit Stumpf
Bühne
Sandra Fox
Kostüme
Lea Søvsø
Musikalische Leitung
Max Knoth
Trompete
Richard Koch
Vibraphon
Karl Ivar Refseth
Künstlerische Mitarbeit
Ruschka Steininger
Dramaturgische Mitarbeit
Peggy Maedler
Annett Gröschner
Chor der lokalen Delegierten
Susanne Scholl
Saioa Alvarez Ruiz
Brigitte Cuvelier
Jean Chaize
Wenke Seemann
Antonio Cerezo
Jan Sobolewski
Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2019