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Katharina Thalbach liest: Käsebier erobert den Kurfürstendamm

von Gabriele Tergit in einer Fassung von Sibylle Baschung

 

Berliner Ensemble 

In sechs rauschhaften Wochen schrieb Gabriele Tergit (1894–1982) ihren ersten Roman, der sie 1931 mit einem Schlag berühmt machte. Sie erzählt darin nicht nur vom Aufstieg und Fall des Volkssängers Käsebier, den ein Zeitungsreporter in einem billigen Varieté entdeckt, sondern auch von der schillernden Dynamik einer ganzen Stadt: Berlin, Ende der Zwanzigerjahre, schon damals ein ebenso idealer wie schwieriger und immer äußerst lebendiger Ort für Lebenskünstler:innen und Glücksuchende. Aus dem Geheimtipp Käsebier wird ein Megastar, von dessen möglicher Erfolgsgeschichte jede:r einen Teil mitnehmen will:

 

Agenten und Geschäftsfrauen, Spekulanten, wohlsituierte Erbinnen, Bauunternehmer und Immobilienmakler hängen sich an den schnellen Ruhm, die sogenannte gute Gesellschaft mischt sich unters Volk und pilgert in die Vorstellungen in der Hasenheide. Käsebier wird hemmungslos vermarktet. Gabriele Tergit, die erste deutsche Gerichtsreporterin, ist nicht nur eine unerbittlich genaue, sondern auch mitfühlende Beobachterin. Pointierte, hochkomische Dialoge machen neben der präzisen Schilderung der gesellschaftlichen Milieus – von der Cabaret-Tänzerin über den Tischlermeister bis zum Medienmogul – den Reiz ihres Romans aus.

 

Ein Roman, wie geschaffen für Katharina Thalbach, eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands mit unverwechselbarer "Berliner Schnauze". Zeit ihres Lebens überzeugt sie nicht nur als große Komödiantin und publikumsnahe Schauspielerin, sondern bringt im Film wie im Theater die unterschiedlichsten Charaktere zum Glänzen – von Mutter Courage bis Hercule Poirot, von der Verkäuferin bei Schlecker bis Friedrich dem Großen.


Einrichtung

Oliver Reese

 

Fassung

Sibylle Baschung

 

Ausstattung

Katja Pech

 

Musik

Jörg Gollasch


Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2023