Eine szenische Installation
Deutsche Oper Berlin
Spielort: Tischlerei
Hallo? Spricht hier jemand oder singt ihr schon? Wer sagt hier, wo es langgeht? Wem wird zugehört? Warum sind wir das, was wir sind? Welche Held*innen prägen uns? Und hier in der Oper: Wer hat
die Macht? Die Regisseurin? Die Autorin? Die Dirigentin? Oder womöglich alle gemeinsam? Sind Noten wichtiger als Worte? Wer bestimmt, was die Sänger*innen tragen und wie die Haare liegen? Ist die
Oper eine Mensch-Maschine? In künstlerischen Prozessen und Werken bildet sich neben der Kunst auch immer eine Machtstruktur ab. Und während sich künstlerische Fragestellungen stets und sichtbar
erweitern und erneuern, scheinen die Strukturen dahinter festgefahren.
Mit THE MAKING OF BLOND hinterfragen die Theater- und Medienmacher*innen von Chez Company gemeinsam mit Mitgliedern der Ensembles der Deutschen Oper Berlin Rollen und Bilder von Held*innen in der
Oper und kreuzen diese mit ihrer Lebensrealität. So kommen sie zu der Frage, was eine Figur und eine Rolle heute bedeutet für die Konstruktion von Identitäten, wie es Ausdruck ist von
Machtverhältnissen und was es über das Verhältnis der Geschlechter besagt – auf, hinter und abseits der Opernbühne.
THE MAKING OF BLOND bildet Recherche ab. Welche Geschichten werden wie auf der Opernbühne erzählt? Was haben Frauen und Männer überhaupt zu sagen und gibt es mehr als heterosexuelle
Mann-Frau-Beziehungen? Sind die Kleider geschlitzt und die Haare gefärbt, wie erzählen wir heute auf der Bühne und auch als Publikum etwas über Gender und über unseren Sex?
Dies geschieht im Rahmen einer gut einstündigen szenischen Installation in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin, der experimentellen Spielstätte des Hauses, die qua Programm ein Ort des
zeitgenössischen Musiktheaters ist, an dem immer wieder auch das Repertoire wie die Arbeits- und Produktionsstrukturen des Repertoirebetriebs an einem Opernhaus künstlerisch thematisiert und
hinterfragt werden. In THE MAKING OF BLOND tut dies die freie Produktionsgruppe Chez Company, bestehend aus der Autorin und Regisseurin Gesine Danckwart, der Dramaturgin Sabrina Zwach und dem
Sound- und Mediendesigner Fabian Kühlein zusammen mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Julia Hansen sowie den beiden Komponisten und Musikern Thomas Kürstner und Sebastian Vogel.
Gemeinsam haben sie mit den beiden Tenören Burkhard Ulrich und Jörg Schörner – beide langjährige Ensemblemitglieder der Deutschen Oper Berlin – eine Recherche zu Sänger¬fächern und Rollenbildern
unternommen. Sie haben fachtypische und fachfremde Musik ausgewählt, die, begleitet von einem Streichquartett aus Mitgliedern des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, erklingen werden – von der
Schlussszene aus SALOME über einen Auszug aus Bachs „Matthäus-Passion“ bis hin zu Kunstliedern der Deutschen Romantik.
Diese werden mit Texten und Szenen konfrontiert, in denen Fiktion und Dokumentarisches ebenso verschmelzen wie theatrales Spiel und ein Blick in den vermeintlich privaten Schutzraum der
Künstlergarderobe, und öffnet somit den Blick auf das innere Räderwerk der Maschine Oper. Diese läuft unerbittlich und ungerührt, selbst wenn die alles bestimmende Stimme der Partitur längst
begonnen hat, die eigene Rolle zu hinterfragen – und vielleicht sogar, wenn die Menschen längst das Haus verlassen haben.
THE MAKING OF BLOND ist der zweite Teil eines gemeinsamen Projekts von Chez Company, dem Wiener Burgtheater und der Deutschen Oper Berlin. Als erster Teil entstand am Wiener Burgtheater gemeinsam
mit Caroline Peters THE BLOND PROJECT als Theaterinstallation, die sich aus genuin feministischem Blick mit Rollenzuschreibungen und Rollenkonstruktion blonder Frauen auseinander-gesetzt hat. Nun
wird dieser Prozess an der Deutschen Oper fortgesetzt mit einem geweiteten Blick auf Rollenkonstitution und Machtstrukturen und zugleich einer thematischen Engführung, ausgehend vom Mikrosoziotop
eines großen Opernhauses.
TEASER
► Quelle: YouTube
KREATIVTEAM
Inszenierung, Text
Gesine Danckwart
Komposition
Thomas Kürstner
Sebastian Vogel
Bühne, Kostüme
Julia Hansen
Sounddesign
Fabian Kühlein
Dramaturgie
Sebastian Hanusa
Sabrina Zwach
BESETZUNG
Burkhard Ulrich
Jörg Schörner
Violine
Elisabeth Glass
Piotr Prysiaznik
Viola
Lothar Weiche
Violoncello
Georg Roither
Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2021