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Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

von Bertolt Brecht

 

Gefängnistheater aufBruch 

Spielort: Justizvollzugsanstalt Tegel - Freistundenhof der ehemaligen TA III

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der JVA Tegel beschäftigt sich aufBruch in diesem Sommer mit der Geschichte des Gangsterbosses Arturo Ui, dem es gelingt im Amerika der großen Depression ganz Chicago zu kontrollieren.

 

In Chicago herrscht Krise, in den Docks rumort es, denn der kleine Mann ist klamm. Die Ware findet keinen Absatz, die Geschäfte gehen bankrott. Arturo Ui, der Gangster, stellt bereitwillig seine Hilfe zur Verfügung. Er garantiert Absätze für den Gemüsehandel, verängstigt Arbeiter, Presse und Justiz, erpresst die Politik und verführt die Massen durch raunende Beschwörungsreden und einschüchternde Machtinszenierungen. Das Gangsterwesen schafft ein System, in dem es Schutz verspricht vor einer Gewalt, die es selbst erst produziert und das mehr und mehr Opfer fordert auf dem Weg zur totalen Macht – in Chicago und weit darüber hinaus.

 

Bertolt Brecht, fasziniert von US-amerikanischen Gangsterfilmen und vor allem vom König aller Gangsterbosse, Al Capone, schreibt 1941 im Exil „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ als Parabel auf den Aufstieg der Nazis im Deutschland der 1930er Jahre. Eisiges Machtkalkül trifft auf hitzige Gangsterromantik. 

Brecht wusste, dass der deutsche Faschismus nicht kurzschlüssig und linear mit Parallelen zur gewalttätigen kriminellen Unterwelt Chicagos zu erklären ist. Was ihn interessierte, sind die Unterwanderung der staatlichen Strukturen, die Instrumente eines gnadenlosen Machtkampfes und die Mechanismen einer Manipulation, die Patriotismus sagt, aber das Regime der tödlichen Patronen meint. Eine Wahrheit, die es schwer hat in der Welt: Sie wird oft erst erkannt, wenn es zu spät ist.

 

Elemente des Varieté verbinden sich mit dem Stationendrama von Bertolt Brecht im Freistundenhof der leerstehenden Teilanstalt III zu einer Gangstershow, präsentiert vom Gefangenenensemble der JVA Tegel und live begleitet durch drei Musiker der Berliner Band 17 Hippies mit ihrem besonderen Sound aus osteuropäischen Melodien und amerikanischer Folkmusik.


KREATIVTEAM

Regie 

Peter Atanassow 

 

Bühne 

Holger Syrbe 

 

Kostüme 

Haemin Jung 

 

Dramaturgie 

Franziska Kuhn 

 

Musikalisches Konzept und Arrangements

Christopher Blenkinsop (17 Hippies) 

 

Einstudierung Gesang 

Alexandra Rossmann

Vsevolod Silkin 

 

Produktionsleitung 

Sibylle Arndt 

 

Regieassistenz 

Berenice Fisk 

 

Kostümassistenz 

Katherine Hoy 

 

Technik 

Lukas Maser 

 

Grafik 

Dirk Trageser

Gefangenenensemble der JVA Tegel

Adrian U., Adrian Zajac, Amin, Atak, Can Can, Chris-Bär Templiner, H. Peter Maier C.d.F., Horst Grimm, Jimmy Juma, Jusef, Marco, Maurice, Maximilian Sonnenberg, Mohammad Hassan, Nicolas, Nelson, Norman, Robin.

Musik

Orlando de Boeykens (Tuba), Uwe Langer (Percussion, Posaune, Trompete), Volker „Kruisko“ Rettmann (Akkordeon).



Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2023