von Lars Norén
Aus dem Schwedischen von Angelika Gundlach
Schaubühne am Lehniner Platz Berlin
Frank kommt nach Hause. Er stolpert über die Schuhe seiner Frau, wundert und ärgert sich über die allgemeine Unordnung in der Wohnung und die Zigarettenasche an den ungewöhnlichsten Orten. Das normale Chaos einer normalen Beziehung. Er sucht einen Platz für seine Plastiktüte. In der trägt er jedoch keine Einkäufe nach Hause, sondern die Asche seiner toten Mutter. Frank und Katarina sind kinderlos, Ende dreißig und seit neun Jahren ein Paar. Sie bewohnen eine schicke aber unordentliche Wohnung und sie erwarten Franks Bruder zur Beerdigung.
Der verschiebt seine Ankunft und nun steht ein freier Abend drohend bevor. Jenna und Tomas wohnen in der Wohnung unter ihnen, im
gleichen Alter, aber mit zwei Kindern gesegnet und einer nicht abreißenden Kette von kleinen Unglücksfällen einer normalen Kleinfamilie. Der fehlende Reis, den Jenna ausborgen will, wird zum
Ausgangspunkt einer Einladung. Die jungen Eltern kommen freudig und von ihren Kindern erschöpft in die Beziehungshölle von Frank und Katarina.
Der Abend beginnt als freundliches »Paare besuchen Paare« und gleitet in eine Nacht der ungeplanten Entgleisungen. Die vier
verstricken sich in einer Kette von Demütigungen, sexuellen Provokationen, ungewollten Beichten und exhibitionistischen Übergriffen. Die aggressive Einsamkeit der Kinderlosen lässt die
vermeintliche Idylle der anderen zerbrechen. Die sexuelle Gier nach dem anderen, die in hundertfachen Begegnungen im Treppenhaus zur ständigen Phantasie geworden ist, findet keinen erlösenden
Ausdruck. Sie versandet in peinlich verwackelten Versuchen eines wilden und ungehemmten Lebens.
Die Angst vor der Einsamkeit, der Überdruss an der Langeweile der Gemeinsamkeit und die gescheiterte Hoffnung auf eine belebende Abwechslung bilden ein Gefängnis, in dem die Dämonen des Lebens sich in den Alltag der kleinen Gemeinheit, der linkischen Bosheit, der angedrohten Trennung und der impotenten Sexualität verkriechen.
Nach »Personenkreis 3.1«, den Thomas Ostermeier 2000 zum Beginn seiner künstlerischen Leitung der Schaubühne inszeniert hat, setzt er mit »Dämonen« seine Beschäftigung mit Lars Norén fort.
KREATIVTEAM
Regie
Thomas Ostermeier
Bühne und Kostüme
Nina Wetzel
Musik
Nils Ostendorf
Video
Sébastien Dupouey
Dramaturgie
Bernd Stegemann
Licht
Erich Schneider
BESETZUNG
Katarina
Cathlen Gawlich
Frank
Lars Eidinger
Jenna
Eva Meckbach
Tomas
Tilman Strauß
Foto im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2015