Édouard Louis: "Das Ende von Eddy oder Wer hat meinen Vater umgebracht"
in einer Fassung von Alexander Weise
WABE Berlin
DAS ENDE VON EDDY
In "Das Ende von Eddy" beschreibt Louis sein Leben als schwules Kind und Jugendlicher in der französischen Provinz in proletarischen Verhältnissen. Er wird qua seines Andersseins und seiner
"Hüftschwünge" zuhause in seiner brutalen Familie noch als etwas Besonderes gesehen. In der Schule wird er dafür nur noch gemobbt, täglich verprügelt, geschlagen, geächtet. Louis beschreibt
diese Kindheit sehr direkt, brutal, roh, klar, ohne Umschweife. Wahrhaftig. Aber immer mit einem Hauch von Empathie für seine Umwelt. Er beschreibt sehr plastisch und ohne Filter die
sozialen Begebenheiten, in denen er aufwächst. Immer wieder vermischt sich in den Erzählungen Louis' die "Sicht der Leute" mit seinem eigenen erlebten Schmerz, ein Verweben der Verlorenheit
des Schwulen, "Ist das jetzt ein Kerl? Ja oder Scheiße? Warum? Warum ist der so? Die reinste Tunte! Ich hab ihn nicht erzogen wie ein Mädchen! (Vater)", mit der Verlorenheit der Arbeiterklasse,
die seine Familie, sein Ursprung ist. Einer abgehängten Gesellschaft in der Provinz, die früher einmal links, nun aber Front National wählt und ständig über Ausländer und Schwule herzieht. Im
Wechsel von Sprechchören, einzelnen Stimmen/Monologen und Musik soll dieser Text in einem Rund, um den die Zuschauend*en sitzen wie um einen Schulhof, von Schauspieler*innen und Jugendlichen
gleichermaßen erfass- und lesbar gemacht werden…
Am Ende steht die erfolgreiche Flucht in eine eigene Zukunft.
WER HAT MEINEN VATER UMGEBRACHT
Auf diesen Schulhof kehrt nun der Ältere, nun Intellektuelle, mit Louis‘ Text „Wer hat meinen Vater umgebracht“ aus der Großstadt zurück und stellt sich der Vergangenheit völlig neu; vor allem
seinem Vater,, der trotz einer schweren Rückenverletzung gezwungen ist, seinen Lebensunterhalt als Müllsammler und Feger zu bestreiten und dabei zu zerbrechen droht. Der Staat mit seinen Reformen
zur Sozialgesetzgebung erschweren ihm hierbei zu überleben. Was macht das mit EDDY? Was macht der Leidensdruck des Vaters mit seinem eigenen? Am Anfang steht noch ein „großer, weitläufiger,
leerer Raum“. Doch langsam nähert er sich einer neuen Realität, die ihn am Ende schließlich zu einer klaren Schuldzuweisung führt, aber nicht an seinen Vater, sondern an die globalen,
gesellschaftlichen Strukturen, Zwänge, Alternativlosigkeiten, namentlich an die verantwortlichen Politiker. Wie dieser Rückkehrer zu dieser Schuldzuweisung kommt, wie er sich gedanklich,
emotional und sprachlich durcharbeitet, das darf und soll der Zuschauend*e im zweiten Teil des Abends Schritt für Schritt mit diesem Text an diesem Ort mit dem zuvor Gesehenen im Herzen erleben,
als Teil eines Monologs. Das tolle ist: Für diesen Monolog kehrt (fast) jeden Abend ein anderer, prominenter Schauspieler in die WABE, als der Ort des Geschehens, zurück. Und zwar in Gestalt von:
Alexander Fehling, Jonathan Berlin, Franz Hartwig, und Michael Rotschopf. Ein großartiges Ensemble!
Trailer
► Quelle: vimeo
kreativteam
Regie
Alexander Weise
Bühne/Kostüme
Nico Zielke
Musik
David Schwarz
Sprechchöre
Alexander Weise
Produktionsleitung
Lennart Berger/Berta PR
Pädagogische Beratung
Ela Zorn
Dramaturgische Beratung
Marc Lippuner
besetzung das ende von eddy
Schauspieler*innen
Katharina Goebel
Marian Kindermann
Magdalena Kosch
Thomas Hold
Jugendliche
Emma Damerow
Lisa Hagemann
Felix-Elian Lau
Mika Sander
Caya Krakor
Musiker
David Schwarz
BESETZUNG WER HAT MEINEN VATER UMGEBRACHT
Franz Hartwig
Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2021