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Jedermann-Öffentliche Probe

Hugo von Hofmannsthal

 

Luisenkirche Berlin

Die Fabel des Jedermann kann bis in das 7. Jahrhundert zurück verfolgt werden: Ein Mann wird vom Tod zur letzten Reise aufgefordert und bittet Freundschaft, Verwandschaft und zuletzt seinen Besitz um Begleitung. Beistand wird ihm erst von seinen guten Taten gewährt. Diese buddhistische Parabel kommt schon in der um 630 entstandenen spätgriechischen Märchensammlung „Barlaam und Josaphat“ vor. Im 12. Jahrhundert schrieb Petrus Alfonsis unter dem Titel „Disciplina clericalis“ ein ähnliches Gleichnis.

Im ausgehenden Mittelalter entstanden fast gleichzeitig in England der „Everyman“ eines unbekannten Verfassers und in Holland der „Elckerlijc“ des Holländers Petrus van Diest. Hofmannsthal hat sich bei seiner Bearbeitung des Stoffes vor allem am „Everyman“ und an dem im Jahre 1295 entstandenen „Hecastus“, einer Bearbeitung des „Macropedius“ von Hans Sachs, orientiert.

Im 16. Jahrhundert schuf Thomas Naogeorg den „Mercator“, ebenfalls eine Bearbeitung des „Macropedius“. Der Stoff wurde den Deutschen hauptsächlich durch zwei lateinische Bearbeitungen des „Elckerlijc“ vermittelt: den „Homulus Petri Diesthemii“ aus dem Jahre 1536 des Maastrichter Schulmeisters Christianunus Ichyrius (Sterck) und den „Hecastus“ des Utrechter Humanisten Georgius Mecropedius (Lankveldt). Der Kölner Drucker Jaspar von Gennep übertrug den „Homulus“ 1540 ins örtliche Schriftdeutsch. All diese Aufschreibungen stehen nicht in jenem Besitz, den man als den lebendigen des deutschen Volkes bezeichnen kann, sondern sie treiben im toten Wasser des gelehrten Besitzstandes.
(Hofmannsthal)

1903 wurde Hugo von Hofmansthal auf den Stoff aufmerksam. Sein Freund, Kapellmeister Clemens Freiherr von Frankenstein berichtete sehr eindrucksvoll in einem 12-seitigen Brief von einer Aufführung des alten Morality-Spieles „Everyman“ durch die „Elisabeth Stage Society“ in London. Die Neugestaltung des Themas durch Hugo von Hofmannsthal, der sich als „Restaurator“ sah, führte 1911 zur Uraufführung des „Jedermann“ im Zirkus Schumann in Berlin. Hofmannsthal schuf eine über alle Konfessionen stehende Interpretation, in der die mittelalterlichen Züge in den Hintergrund treten und das Allgemeinmenschliche in den Vordergrund rückt. Sein Jedermann wird schuldig, weil er nicht bereit ist, eine höheren Ordnung anzuerkennen.


KREATIVTEAM

Musik
Johann Sebastian Bach
 
Inszenierung
Brigitte Grothum
 
Orgel
Wolfgang Wedel

BESETZUNG

Jedermann
Georg Preusse
 
Buhlschaft
Barbara Wussow
 
Teufel
Peter Sattmann
 
Mammon
Ilja Richter
 
Tod
Achim Wolff