unter der Leitung von Vladimir Jurowski
Konzerthaus Berlin
Die Welt ist ein Spielcasino
Jurowski, Tetzlaff, Mehrling und das RSB frönen der Sünde. Der Sünde, Musik zur Selbstreflexion aufzubieten, die viel mehr ist als gefällige Unterhaltung. Erst recht, weil sie durchaus zu gefallen, ja zu faszinieren vermag. Schon der alte Verdi weiß: Tutto nel mondo è burlà. Zuweilen eins mit dem (Höllen-)Feuer, dem des Zwanges zur ständigen Geldvermehrung zum Beispiel, ergänzen Strawinsky, Weill und Goldmann. In „Jeu de Cartes“ handeln Spielkarten. Dauernd mischt sich ein Joker ein. Doch statt Glück zu bringen, stiftet er Verwirrung, stört wie ein kleiner Teufel. Der scheint auch Weill im Nacken zu sitzen, wenn er die Geige gegen das Blasorchester antreten lässt, erst recht wenn Weill und Brecht uns mit den bigotten Verwandten von Anna konfrontieren, jener Heldin, die von der eigenen Familie der sieben Todsünden bezichtigt wird. Da kann Friedrich Goldmann locker mithalten, mit jazziger Motorik, impressionistischer Freiheit und kühner 70er-Jahre-Dramatik.
ProgrAMM
Friedrich Goldmann
Sinfonie Nr. 1
Kurt Weill
Konzert für Violine und Blasorchester op. 12
PAUSE
Igor Strawinsky
„Jeu de cartes“ - Ballettmusik
Kurt Weill
„Die sieben Todsünden“ (Bertolt Brecht) - Ballett mit Gesang
BESETZUNG
VLADIMIR JUROWSKI
Dirigent
CHRISTIAN TETZLAFF
Violine
KATHARINE MEHRLING
Gesang
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN
MÄNNERQUARTETT DES VOCALCONSORT BERLIN
Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2022