nach Johann Wolfgang Goethe
Deutsches Theater Berlin
Der junge Goethe, von seinen Lesern für Werther frenetisch gefeiert, ist des Genie-Daseins mit 24 Jahren bereits überdrüssig. Es zieht ihn nach Weimar, wo er politisch Karriere machen wird. Vorher aber will er ein Stück in "geregelter Manier" verfassen, nicht so wild und gewagt wie sein Götz, der ein Jahr zuvor erschien. Spielerisch, in nur acht Tagen schreibt er seinen Clavigo. Das von den Zeitgenossen wenig geliebte Trauerspiel beruht auf einer wahren Begebenheit:
Karriere und Liebe – es sind dies zwei Koordinaten, die den Dichter Goethe sein ganzes Leben beschäftigen und deren Unvereinbarkeit er nicht müde wird zu beschreiben. Umso bemerkenswerter, dass Goethe sie bereits in Clavigo als diametrale Lebensentwürfe zeigt. Seine Titelfigur Clavigo, offensichtlich alter Ego Goethes, Autor unterschiedlichster Schriften, attraktiv und erfolgreich, braucht die Liebe, um kreativ sein zu können: Sie beflügelt und berauscht, ist Balsam für seine künstlerische Seele.
Was in Goethes Zeiten fast ausschließlich Männern vorbehalten war, erotische Abenteuer, beruflicher Aufstieg und egozentrisches Freiheitsstreben, ist längst auch eine Domäne der Frauen geworden. Clavigo wird in Stephan Kimmigs Inszenierung von einer Frau gespielt – ihre libidinöse Unabhängigkeit und erfolgreiche Karriere werden als selbstverständlich gezeigt, Faktoren wie Mann, Frau, Zeit, Biologie spielerisch genommen, Begriffe wie Freiheit, Leidenschaft, Schmerz oder Widerspruch ohne feste Rollenzuschreibungen untersucht.
KREATIVTEAM
Regie
Stephan Kimmig
Bühne
Eva-Maria Bauer
Kostüme
Johanna Pfau
Musik
Pollyester
Video
Julian Krubasik
Lambert Strehlke
Dramaturgie
Sonja Anders
BESETZUNG
Clavigo
Susanne Wolff
Carlos
Moritz Grove
Beaumarchais
Kathleen Morgeneyer
Marie Beaumarchais
Marcel Kohler
Buenco
Franziska Machens