nach »Der Sturm« von William Shakespeare
Uraufführung
Schaubühne am Lehniner Platz Berlin
Spielort: Globe
Shakespeares letztes Stück »Der Sturm« spielt nirgendwo. Der Zauberer Prospero – man nimmt an, dass dies auch Shakespeares letzte Rolle als Schauspieler war – beherrscht eine namenlose Insel, einen Ort, an dem die dort Gestrandeten Langeweile, Schrecken, Trauer, Euphorie und Verzweiflung erleben. Anders gesagt: sie sind im Theater. Manche Leute behaupten, dass »Der Sturm« Shakespeares Abschied von der Kunst darstellt.
Mithilfe der Figur des Prospero versammelt er die ganze Welt auf einer Bühne und fleht sie an, ihn loszulassen. Doch die Kunst scheint nicht gewillt, ihm diese Freiheit zu gewähren – der Tod des Autors wird nicht zugelassen – und 402 Jahre nach Shakespeares Tod halten wir ihn immer noch am Leben, womöglich gegen seinen eigenen Willen.
Die Menschheit beharrt auf ihren Göttern. Heiner Müller hat einmal gesagt: »Wir sind bei uns nicht angekommen, solange Shakespeare unsre Stücke schreibt.« Vielleicht ist die Zeit für Shakespeares letztes Stück gekommen. »Der Sturm« zeigt uns eine Welt voller verirrter, verlorener Menschen, die Mühe haben zu verstehen, wo sie sind. Prospero wacht über sie, kennt alle ihre Schritte – während wir zusehen, wie sie unaufhaltsam dem Ende entgegen gehen. Shakespeare hat uns gezeigt, dass, unabhängig von der Rolle, egal ob König oder Bettler, die ganze Menschheit sich in der Demokratie des Grabs wiedertrifft.
Dead Centre haben ihren Sitz in Dublin. Sie präsentierten bisher vier Arbeiten, mit welchen sie durch Europa, Australien und Nordamerika tourten. Im Zuge des FIND Festival waren bisher drei Produktionen von Dead Centre an der Schaubühne zu sehen: »Chekhov’s First Play« und »LIPPY« (2016), sowie »Hamnet « (2017).
KREATIVTEAM
Regie
Ben Kidd
Bush Moukarzel
Bühne
Chloe Lamford
Kostüme
Nina Wetzel
Video
José Miguel
Jiménez González
Musik
Kevin Gleeson
Dramaturgie
Nils Haarmann
Licht
Erich Schneider
Besetzung
Thomas Bading
Moritz Gottwald
Jenny König
Nina Kunzendorf
Mark Waschke
Foto im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2018