nach Didier Eribon
Schaubühne am Lehniner Platz
Spielort: Globe
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin spricht einen Text ein. Vom Pult aus gibt ein Regisseur ihr Anweisungen. Gemeinsam arbeiten sie an der Sprachaufnahme eines Films, der synchron dazu abläuft. Es ist ein dokumentarisches Essay namens »Rückkehr nach Reims« – filmische Adaption des gleichnamigen Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht.
In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang quasi nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte.
Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auch auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die brutalen Exklusionsmechanismen ebendieses Bürgertums, dem er selbst nun angehört, sowie die Realität einer einstmals kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme rennt. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Und welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich im Film auf die Spurensuche in Reims macht.
Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen – und schließlich in einen Konflikt führen, der das längst fertig geglaubte Projekt auf die Probe stellt. Und zugleich verborgene Seiten der eigenen Biographien zu Tage treten lassen.
Mit »Rückkehr nach Reims« zeigt Thomas Ostermeier zum ersten Mal in deutscher Sprache eine Bühnenfassung von Didier Eribons Text, der seit seinem Erscheinen zu einer Art Schlüsselwerk zum Verständnis der gesellschaftlichen Gegenwart geworden ist.
KREATIVTEAM
Regie
Thomas Ostermeier
Bühne und Kostüme
Nina Wetzel
Mitarbeit Bühne
Doreen Back
Musik
Nils Ostendorf
Sounddesign
Jochen Jezussek
Dramaturgie
Florian Borchmeyer
Maja Zade
Licht
Erich Schneider
Filmregie
Sébastien Dupouey
Thomas Ostermeier
Kamera
Marcus Lenz, Sébastien Dupouey, Marie Sanchez
Filmschnitt
Sébastien Dupouey
Originalton Film
Peter Carstens, Robert Nabholz
Archivrecherche Film
Laure Comte, BAGAGE (Sonja Heitman, Uschi Feldges)
Videotechnik Film
Jake Witlen
Sabrina Brückner
Produktionsleitung Film
Stefan Nagel
Annette Poehlmann