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Ball im Savoy

Operette in zwei Akten von Paul Abraham

Text von Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda

 

Komische Oper Berlin

Paul Abraham, Oscar Straus, Emmerich Kálmán – nur drei von vielen Komponisten, die mit ihren Operetten in den 1920er und 30er Jahren große Erfolge am Metropol-Theater (im Gebäude der heutigen Komischen Oper Berlin) feierten.

 

Aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln fielen ihre Werke ab 1933 der rassistischen Kulturpolitik der Nationalsozialisten zum Opfer. Von einem Tag auf den anderen wurden aus gefeierten Stars Verfolgte, die ins Exil flohen.

 

Von diesem tiefgreifenden kulturellen Einschnitt konnte sich gerade die Operette auch nach dem Krieg Jahrzehnte lang nicht erholen.

 

Mit Beginn seiner Intendanz nahm Barrie Kosky diesen losen Faden einer zerschnittenen Tradition wieder auf, brachte verdrängte und vergessene Werke  – wie z. B. Eine Frau, die weiß, was sie will! von Oscar Straus, Arizona Lady oder Marinka von Emmerich Kálmán – szenisch oder in konzertanter Form wieder auf den Spielplan.

So läutete Barrie Kosky gleich von seiner ersten Spielzeit 2012/2013 an mit Paul Abrahams Ball im Savoy eine Operetten-Renaissance ein, von der alsbald auch andere Opernhäuser im deutschsprachigen Raum erfasst wurden.

 

Das 1932 in Berlin (mit dem Orchester des Metropol-Theaters) uraufgeführte Meisterstück aus der Feder des jüdisch-ungarischen Komponisten Paul Abraham, eine schillernde Revue rund um Liebe, Sex und Paso Doble, erlebte 80 Jahre nach der Uraufführung seine Wiedererweckung in der Behrenstraße und zählt seitdem zu den Kassenschlagern des Hauses.

 

Nun öffnet sich zum letzten Mal der Vorhang für die verrückte Geschichte rund um ein frisch vermähltes Society-Paar, dessen Treue auf die Probe gestellt wird.

Abrahams Musik dazu ist eine mitreißende Mischung aus Berliner Jazz, ungarischem Csárdás und wienerischem Schmelz und jiddischem Klezmer. Auch in der letzten Runde mit dabei: drei der großen Operetten Diven unserer Tage – Dagmar Manzel, Katharine Mehrling und Helmut Baumann. »Ein furioser Tanz auf dem Vulkan … mehr als drei Stunden Kabarett-Spektakel zwischen Doppelbödigkeit und Augenzwinkern.« [dpa]
 
In dieser verrückten, temporeichen Komödie trifft doppelbödiger Humor à la Feydeau auf die Bissigkeit einer Fledermaus – zu jazzigen Foxtrottklängen! Unter der Oberfläche bürgerlicher Moral brodelt es gehörig. Nur im Tanz lässt der Druck sich entladen. Zwar sollte sich der Tanz im Savoy alsbald als ein Tanz auf dem Vulkan erweisen und mit der politischen Zeitenwende ein abruptes Ende finden. Doch mit seinen weltoffenen Charakteren und glänzenden Shownummern wie »Wenn wir Türken küssen« und »Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehen« schuf Abraham ein Meisterwerk auf dem Gebiet der Operette, das nicht zuletzt dank Barrie Koskys Neuinszenierung der Vergessenheit wieder entrissen werden konnte.



KREATIVTEAM

Musikalische Leitung

Adam Benzwi

 

Inszenierung

Barrie Kosky

 

Bühnenbild/Licht

Klaus Grünberg

 

Kostüme

Esther Bialas

 

Choreographie

Otto Pichler

 

Dramaturgie

Pavel B. Jiracek

 

Chöre

David Cavelius

Besetzung

Marquis Aristide de Faublas
Christoph Späth

Madeleine de Faublas, seine Frau
Dagmar Manzel

Mustafa Bey, Attaché bei der türkischen Botschaft in Paris
Helmut Baumann

Daisy Darlington, Jazzkomponistin
Katharine Mehrling

Tangolita, Argentinische Tänzerin
Agnes Zwierko

Archibald, Kammerdiener Aristides
Peter Renz

Bébé, Zofe Madeleines
Christiane Oertel

Célestin Formant
Theo Rüster

Pomerol, Ober im Savoy
Peter Renz

Monsieur Albert
Frank Baer

René
Matthias Spenke

Pierre, Conférencier im Savoy
Peter Renz

Savoy Boys
Lindenquintett Berlin

Chorsolisten der Komischen Oper Berlin


Fotos im Hintergrund: Marcus Dallüge, (c) 2019